Die „Süddeutsche“ berichtet heute über eine Warnung, die der Leiter der Missbrauchsstudie, Harald Dreßing, ausgesprochen hat. Es geht um die vor der (Erst-)Kommunion übliche Beichte. Diese findet traditionell in Anwesenheit eines Geistlichen im Beichtstuhl statt. Dieser sei, so Dreßing, in der Vergangenheit jedoch oft Tatort für Missbrauch gewesen.
Die Bischofskonferenz ließ vor der bevorstehenden Kommunion verlauten, dass katholisch getaufte Kinder mit dem Besuch der dritten Schulklasse „fast ausnahmslos“ zur Erstkommunion gingen.
Die Vorstellung, dass Kindern in diesem Alter in einem Beichtstuhl die Beichte abgenommen wird, ist mMn nicht schön. Das hat in meinem Fall mit meinen persönlichen Erfahrungen zu tun. Es ist nichts vorgefallen, was die Aussage Dreßings stützen würde. Aber es war halt nicht der angenehmste Teil meiner Erinnerungen an die so lange zurückliegende Zeit als Erstkommunikant.
Angeblich sei die Beichte, so Dreßing, dazu missbraucht worden, Straftaten zu planen und vorzubereiten. Das ist perfide, liegt allerdings bei all dem Leid, das Priester in der Vergangenheit Kindern zugefügt haben, leider auch irgendwie nahe.
In unserer Gemeinde läuft es anders. Nämlich genauso, wie es im Beitrag der „Süddeutschen“ auch erwähnt worden ist.
Einige Bistümer bieten deswegen die Möglichkeit, die Beichte in einem nicht-sakralen Raum und bei geöffneter Tür abzuhalten. Vertrauenspersonen können so in Sicht-, aber nicht in Hörweite bleiben. Das Kind habe auch die Möglichkeit, den Raum zu verlassen, wenn es sich unwohl fühlt.
Süddeutsche Zeitung
Mein Großneffe ist katholisch getauft und wird übernächsten Sonntag erstmals kommunizieren. Die Beichte liegt bereits hinter den Erstkommunikanten. Sie erfolgte in einem offenen Raum. An zwei Tischen saß jeweils ein Priester, der die Beichte abgenommen hat. Als Grund für diese im Vergleich offenere Umgebung für die Beichte wurde mir die Angst mancher Kinder vor Beichtstühlen genannt. So schön die Beichtstühle vielleicht auch sein mögen, so sehr kann ich das Angstgefühl nachvollziehen. Deshalb halte ich die Neuerung für gut, auch wenn etwas mehr Ehrlichkeit vielleicht nicht geschadet hätte.
Ich finde die Beichtstühle in unserer Kirche, gerade in unserer denkmalgeschützten, wunderschönen neugotischen Kirche, beeindruckend imposant. Aber ich habe doch auch noch die unangenehmen Erinnerungen an lang zurückliegende Zeiten in mir. Deshalb bin ich froh darüber, dass die katholische Kirche in unserem Bistum, dem ja bekanntlich Rainer Maria Kardinal Woelki vorsteht, diese offene, freundliche Umgebung wie auch anderswo in Deutschland eingerichtet hat.
Es sind kleine Änderungen, die niemandem wehtun und die doch ein wenig dazu beitragen könnten, verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen. Glaube ich wenigstens.
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